Paris ist eine Messe wert by Merle Robert

Paris ist eine Messe wert by Merle Robert

Autor:Merle Robert
Die sprache: deu
Format: mobi, epub
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


Noch schwirrte mir der Kopf vom nächtlichen Drehen und Wenden meines Plans, als ich Franz zu Mittag wieder unter der Uhr traf und ihn fragte, ob Madame de Nemours ihre Tochter an feststehenden Tagen besuche.

»Ja, Monsieur«, sagte er, »die Königinmutter ist in ihren Bräuchen pünktlich wie das Uhrwerk über uns. Sie besucht meine Herrin jeden Dienstag und Freitag nachmittag von zwei bis vier. Am Freitag kommt sie in Begleitung ihres Sohnes, Monsieur de Nemours, der aber nur wenige Minuten dableibt, er erfüllt die Pflichten gegenüber seiner Schwester mit gespitzten Lippen, weil er sie nicht sehr liebt, und sie ihn auch nicht, er hat eben das Pech, kein Guise zu sein. Ihr wißt, für meine Herrin gibt es nur einen Kronprätendenten: Mayenne.«

»Angenommen, Franz«, sagte ich, »ich bitte am Freitag um drei Uhr, bei deiner Herrin und der Königinmutter zur Frage ihrer Ernährung vorgelassen zu werden, glaubst du, daß sie mich empfangen werden?«

»Es könnte sein, Monsieur.«

»Und glaubst du, Franz, daß Frau von Guise Einfluß auf die beiden Fürstinnen hat?«

»Monsieur«, sagte Franz in belehrendem Ton, »eine Dame, so hoch sie auch stehe, hat Einfluß immer nur durch einen Bruder, Sohn oder Ehgemahl. Seit Guises Tod gilt Frau von Guise nichts mehr.«

»Und Jeanne de La Vasselière?«

»Sie hatte immer viel Gewicht bei meiner Herrin, aber neuerdings zeigt diese ihr die kalte Schulter.«

»Warum?«

»Meine Herrin wird immer magerer, während es bei Madame de La Vasselière nicht an dem ist.«

»Das heißt?«

»Meine Herrin verdächtigt sie, heimlich zu essen, ohne mit ihr zu teilen.«

»Ha!« sagte ich, »das mißfällt mir! Wenn die Vasselière genug zu essen hat, warum sollte sie dann mein Leben schonen?«

»Nun ja«, meinte Franz, »um Euch übelzuwollen, müßte sie aber erst wissen, wer Ihr seid. Und Eure Verkleidung ist doch sehr gelungen.«

»Trotzdem hat sie mich am Tag der Barrikaden erkannt!«

»Tja!« sagte Franz mit einem Seufzer, »sie ist nicht umsonst Beelzebubs Tochter! Monsieur«, fuhr er nach einem Schweigen fort, »es wäre sehr schade, wenn Ihr ihretwegen auf Euren Vorsatz verzichten würdet, meine Herrin zu ernähren. Ich liebe das Hündchen.«

Diese Bemerkung ergötzte mich trotz des Ernstes der Stunde, und lachend (was Franz verwunderte) versprach ich, am kommenden Freitag um drei Uhr zu erscheinen.

»Und Ihr braucht nicht zu befürchten, Monsieur, daß ich Euch nicht öffnen werde, doch bin ich mit meinem Liebchen das gesamte Gesinde im Haus, das vor der Belagerung von Menschen wimmelte. Aber verliert bitte nicht den Mut, solltet Ihr etwas länger vor der Tür warten müssen. Damit meine Herrin nichts ahnt, täusche ich Schwäche vor und schleiche durchs Haus wie eine Schnecke.«

In den zwei folgenden Tagen stritt ich mit Miroul, ob er am Freitag mitkommen solle oder nicht, denn ich fürchtete, abermals durch seine zwiefarbenen Augen verraten zu werden, trotz der Brille. Am Ende siegte er, indem er mir fein unter die Nase rieb, daß er mir bei solcherart Treffen mehr als einmal das Leben gerettet hatte, und mir quasi eine Art abergläubische Furcht einflößte vor seiner Abwesenheit in der Stunde der Gefahr. Weil ich aber unbedingt auch Pissebœuf dabeihaben wollte, beschloß ich zum ersten, daß wir alle



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